Dies ist das Märchen von dem Ort der großen Mädchen und der Tauben. Als ich vor 20 Monaten neu nach Athen kam, und die Sprache noch nicht sprach, verschlug es mich eines Tages in eines der vielen Stadtteile, die fernab des Zentrums liegen.
Ich lernte zwei Freunde kennen, die dort aufgewachsen waren, und sich mir annahmen, um mir die Fremde vertraut zu machen. Sie erklärten mir, dass dieser Stadtteil der größte Athens ist, und „Peristeri“ heißt, ein Ausdruck auf Griechisch für „großes Mädchen“.
Ich fühlte mich gleich wohler, denn es sei erwähnt, dass ich sehr groß bin. Ich war also an dem passenden Ort gelandet.
Und waren hier nicht alle Frauen ein bisschen größer? Jetzt, da ich den Namen des Orts verstand, fiel es mir plötzlich auf.
Ich kam oft nach Peristeri, ja es wurde ein bisschen mein Zuhause und ich blieb schließlich dort. Dort lernte ich weiter die Sprache, lernte in Lektionen neue Wörter bis eines Tages die Lektion der Tiere, und unter Ihnen die Vögel, an die Reihe kam.
Spatz heißt „Spourgiti“ die Vokabel für Möwe lautet „Glaros“ und das Wort für Taube ist „Peristeri“. Peristeri? Aber das bedeutet doch „großes Mädchen“?
Und so erfuhr ich, dass mir meine Freunde ein Märchen erzählten, denn Peristeri heißt und hieß schon immer nichts anderes als Taube.
Aber in der Zwischenzeit ist Peristeri bereits zu meinem Zuhause geworden – und waren hier nicht auch außergewöhnlich viele Tauben? Jetzt da ich den Namen des Orts verstand, fiel es mir plötzlich auf.
Das Titelbild zeigt die Glaskuppel über der Metrostation Peristeri. Darüber tummeln sich immer Tauben und darunter gehen große Mädchen einher.
Wunderbare, lichte Fotos voller Freude.
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Sehr interessante SW/Bilder von einem großen Mädchen, das womöglich eine Taube ist 🙂
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Sehr fein erzählt und ganz tolle Fotos. Eigentlich mag ich keine Tauben, aber du hast sie mir sympathisch gemacht. Gestern las ich ein zärtliches Gedicht von Hilde Domin über Tauben, offensichtlich soll ich wohl meine Einstellung überdenken. Marie
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Liebe Marie, freut mich, dass ich dir die Tauben wieder näher bringen konnte. Hilde Domins Gedichte lese ich auch sehr gern und habe auch das Sammelband der Gedichte bei meiner letzten Reise aus Deutschland mit hier her gebracht. Meinst du das Gedicht „Tauben im Regen“ ? Ich schreibe es hier mal dazu:
TAUBEN IM REGEN
Meine Füße die viel gegangen sind,
meine Füße zwei Tauben
die jede Nacht
das Nest deiner Hände suchten,
meine Kinderfüße.
Die du weggewiesen hast,
sie sitzen im Regen
vor deiner Tür,
aneinander geschmiegt,
zwei Tauben im Regen,
meine Kinderfüße.
Hilde Domin
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…….auch sehr schön, aber das war es nicht. In nächtlicher Stunde habe ich auch gefunden.
Versprechen an eine Taube
Taube,
Ich suchte einen Tisch
Da fand ich
Dich,
Taube,
auf dem Rücken liegend
Die rosa Füße an den hellen Leib gepteßt
abgestürzt
aus dem Licht,
Botin,
in einem Trödelladen.
Taube,
wenn mein Haus verbrennt
wenn ich wieder verstoßen werde
wenn ich alles verliere
dich nehme ich mit,
Taube Aus wurmstichigem Holz
wegen des sanften Schwungs
deines einzigen ungebrochenen
Flügels.
….. liebe Grüße aus Köln nach Athen, Marie
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Oh so schön für dieses Gedicht in nächtlicher Stunde noch! Vielen Dank dafür! Ich freue mich sehr über diese Erweiterung zu Tauben und diesen tollen Austausch. Grüße nach Köln
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Eine witzige Geschichte mit wunderschönen Bildern unterlegt!
herzliche Grüße, Ulli
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Danke dir Ulli! Lieben Gruß zurück!
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Ein schöner Beitrag von großen Mädchen und Tauben😃
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Danke dir, mit Gruß aus Peristeri!
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Die Fotos sind sehr schön!!😍
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Danke dir!
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